Was ist der Mensch ?

Warum leben wir? Um des Lebens willen? Falls nein, sind wir kein evolutionärer Unfall (Oder dann vielleicht gerade doch? Das Weltbevölkerungswachstum spricht für sich) . . . Denn dieser Titel kann kaum mit dem selbstzerstörerischen Verhalten unserer Gesellschaft in Verbindung gebracht werden, denn Evolution bezieht sich wohl eher auf die biologische Beschaffenheit eines Wesens und nicht darauf, wie es seine Fähigkeiten (mis)braucht
 
Guten Tag!

Es ist, worüber man sich im klaren sein sollte, bei der Beantwortung solch philosophischen Fragestellungen immer eines der größten Probleme, die Begrifflichkeit der Sprache von der subjektiven Prägung des Individuums zu befreien, und für abstrakte Dinge sprachlich klar definierte Formulierungen zu finden, mit denen alle die gleichen Vorstellungen assoziieren. Ich denke gerade hier, in schriftlicher Form, wo sich Betonung, Mimik und Emotionen nur durch kleine Smilies erahnen lassen :confused:, fällt das umso schwerer. Aber ich halte diesen Austausch für überaus wichtig, und verachte das sich zunehmend breitmachende Desinteresse am Verstehen des Menschen und der Entwicklung seines Wirkens. Die Welt wäre besser, gäbe es solche Diskussionen häufiger, und nicht nur zwischen elitären Geistern.
Der Annahme, dass es sich bei der Entstehung der Art Mensch, genau wie bei der Entwicklung des ersten Lebens, um eine zufällige Verkettung günstiger Umstände handelt, stimme ich zu, wobei die Bezeichnung „Unfall“, trotz fehlendem Plan, und trotz vieler Toter und Verletzter, nicht ganz meinen Geschmack trifft. Die häufige Gegenargumentation über die enorme Unwahrscheinlichkeit des Eintreffens dieser Umstände, halte ich für unschlüssig. Man muss diesen Zufall mit einem Lottogewinn vergleichen, der Unterschied ist nur, dass ein Lottogewinner unter einer großen Masse lebendiger „Verlierer“ steht, und das Ereignis nicht durch einen „göttlichen Eingriff“ erklären braucht, sondern die Wahl des Zufalls akzeptiert. Das Leben ist genauso ein zufälliger Gewinn, nur existieren eben keine Verlierer. Hätten wir die „Lebenslotterie“ verloren, wären wir jetzt nicht hier um uns über unseren Gewinn zu wundern. Und ist die Existenz göttlich schöpfender Mächte nicht viel unwahrscheinlicher, als die wenigstens halbwegs schlüssige Erklärbarkeit der Entstehung des Lebens auf mathematisch-physikalischer Basis?
Ich denke die grundlegende Ursache des ständigen Scheiterns der Menschheit liegt in drei miteinander unvereinbarer Größen, die die Bezeichnung „Unfall“ doch immer wieder rechtfertigen:
Da ist als erstes die tierische Triebhaftigkeit im Menschen, also die natürliche Angst vor dem Tod und die darwinistische Positionierung des eigenen Egos über allem anderen, - Eigenschaften, die uns das Menschwerden erst ermöglicht haben. Die zweite Größe ist allen Tieren völlig fremd. Es ist die Fähigkeit der Vernunft, die Reflektion des eigenen Tun, und das Handeln entgegen tierischer Triebe und Instinkte. Ohne diese Fähigkeit hätte sich die Menschheit mit der dritten Größe, der unheimlichen Möglichkeiten ihres Intellekts schon längst vernichtet.
Die technische Evolution, und der Umfang des abrufbaren Wissens haben fantastische Ausmaße angenommen. Dabei glaube ich, dass es sich bei diesem Prozess schon seit 1000 Jahren nicht mehr um physiologische Entwicklung der menschlichen Fähigkeiten handelt, sondern um reine Informationsanhäufung, womit wir beim ersten Beispiel für die Unvereinbarkeit unserer drei Größen wären: Die wenigen Menschen die heute zu außergewöhnlichen Denkleistungen fähig sind, sind nicht im physiologischen Sinne intelligenter als vor 1000 Jahren, sie können nur auf mehr Wissen zurückgreifen. Wie sollte denn auch noch eine Evolution des menschlichen Gehirns zu erwarten sein? Den Prozess der natürlichen Selektion, der Weitergabe des besten Gens zur Überlebenssicherung haben wir doch - jedenfalls in den meisten Kulturen, und wie ich finde glücklicherweise! – durch soziale, solidarische und moralische Begriffe ersetzt. Unsere Kultur integriert geistig Schwächere, genauso wie kranke Gene. Wohl die meisten von uns tragen die Veranlagung zur Krebserkrankung in sich. Weil wir die Krankheit heilen, aber den Vererbungsprozess nicht unterbinden können, wirken wir der natürlichen Entwicklung entgegen. Die Unvereinbarkeit dieser drei Größen lässt sich noch an vielen weiteren Beispielen belegen, das würde den Rahmen hier aber vollkommen sprengen.
Die Religionen waren eigentlich immer mehr oder weniger ausgereifte Gesellschaftsmodelle, die versucht haben, die Paradoxen menschlicher Eigenschaften in eine unschädlichere Bahn zu lenken. Man bediente sich tierischer Triebhaftigkeit, vor allem der Angst vor dem Tod, und ersetzte Streben nach Reichtum und Einzigartigkeit des Einzelnen, das für Lebewesen mit solch enormen geistigen und technischen Fähigkeiten zur Gefahr geworden wären, durch moralische Werte, die den tierischen Trieben entgegen wirkten. Die meisten unserer vernünftigen Eigenschaften lassen sich wohl auf den Einfluss religiöser Modelle zurückführen. Leider wurden die Religionen von unseren geistigen Fähigkeiten überholt – mit katastrophalen Folgen. Eine dieser Katastrophen hat gerade heute ihren Jahrestag. Fortsetzung folgt bestimmt...

Liebe Grüße

axn
 
Um mal wieder zurück zu kommen.....

Was ist der Mensch: autochthon entwickelt oder geschaffen ?

Also, für die Eigenentwicklung haben wir folgende Aussagen:

  • Der Mensch hat DNA-Sequenzen, die mit der von Säugetieren und anderen Lebewesen teilweise identisch ist.
    Anhand der Übereinstimmung dieser Basenpaarketten kann man eine Verwandtschaft ableiten. er Mensch hat DNA-Sequenzen, die mit der von Säugetieren und anderen Lebewesen teilweise identisch ist.
    [GothicGhost]
  • Wir sind ein evolutionaerer Unfall, nicht mehr und nicht weniger.
    [Johannes Röttger]
  • Der Mensch meiner (einfachen und Unintellektuellen) Meinung nach, eine weiterenwicklung des Tieres.
    [Java/CppProgrammer]
  • Der Mensch ansich, denke ich hat sich Evolutiontechnisch 'entwickelt'
    [da_Dj]
  • Der Annahme, dass es sich bei der Entstehung der Art Mensch, genau wie bei der Entwicklung des ersten Lebens, um eine zufällige Verkettung günstiger Umstände handelt, stimme ich zu,..
    [axn]


Für die Schöpfung diese:
  • Unser Mathelehrer hat uns mal gesagt, die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas wie der Mensch entsteht, sei ungefähr so hoch wie die, dass ein Affe auf einer Tastatur rumhämmert und dabei Göthes "Faust" herauskommt. Daher (und weil ich mich nicht als Tier sehe) wähle ich Variante 2.
    [SilentWarrior]
  • ich gehe davon aus. daß wir evolutionstechnisch gesehen kein Unfall sind, sondern eine (gewollte ? Wobei wir wieder bei dem höheren Wesen wären) Mutation.
    [Leola13]

Unentschieden sind:
  • Ich persönlich halte seit einiger Zeit nichtmehr an der rein Wissenschaftlichen Ansichtsweise fest, nur weil ich ein absoluter Bibel-Gegner bin . . . ich denke mittlerweile, dass der Wissenschaftliche Blickpunkt sehr wohl mit dem Glauben an eine höhere Macht vereinbar ist . . .
    [genesys]

Ich denke, das es eine viel wunderbarere Ansicht ist, und es dem Wunder der Welt viel gerechter wird zu denken, das wir nicht geschaffen sind, ohne das göttliche dabei gleich 'töten' zu müssen.
Ich denke vielmehr, das alles was ist in irgendeiner Weise gut und somit Gott ist, als dessen Haupteigenschaft wir es denken können zu sein. Denn warum ist etwas und nicht vielmehr Nichts ?
Warum können wir Gott nicht als uns inne und um uns denken, warum müssen wir ihn als Uhrmacher, sie als Weltenlenker, es als Richter und König denken ?
Ist uns diese Denkweise etwa angemessen ?

Noch zu so ein paar Punkten:
Das die Zeit eine Funktion der Ausdehnung der Masse ist, ist soweit das möglich ist bewiesen - die einfachste Laboranordnung dafür sind zwei Atomuhren, deren eine du beschleunigst, während die andere stationär bleibt - die beschleunigt geht langsamer.......damit ist die Abhängigkeit der Variable Zeit von der Variablenagglomeration Raum / Masse / Beschleunigung hinlänglich bewiesen, und eine Dimension ist per definitionem nicht abhängig von Variablen.
Einstein richtig gelesen meint aber die Reduktion aller Dimensionen auf MATERIE, alle anderen Dimensionen sind nichts als Funktionen dieser, es ist deswegen richtig, Einstein als radikalen Materialisten zu bezeichnen , und die Suche nach der einheitlichen Feldtheorie geht folgerichtig momentan hin zur Erforschung der Gravitation - das nur am Rande ...


Grüsse
B
 
Zuletzt bearbeitet:
Um mal wieder zurück zu kommen.....
und um mal wieder ....
Original geschrieben von axn
und ersetzte Streben nach Reichtum und Einzigartigkeit des Einzelnen, das für Lebewesen mit solch enormen geistigen und technischen Fähigkeiten zur Gefahr geworden wären, durch moralische Werte
Die Realität: man ersetzte moralische Werte durch Streben nach Reichtum.
Der Tanz um das goldene Kalb ist im vollen Gang, siehe Irak oder
die imperalistische Globalisierungs-Politik

Eine dieser Katastrophen hat gerade heute ihren Jahrestag.
Eine Folge von s.o., die Ausbeutung des Schwächeren endet zwangsläufig
in Gewalt, denn er hat nichts zu verlieren.
Gewalt ist kein Weg aus der Situation und löst eine unendliche Folge
von Gewalt und Gegengewalt aus. Da ein durchbrechen dieser Folge es
eigentlich keiner besonderen Intelligenz bedarf, bleibt die Frage
"warum nicht"
Leider wurden die Religionen von unseren geistigen Fähigkeiten
überholt, mit katastrophalen Folgen.
Die katastrophale Folge war/ist, das verhindert wurde eine neue/alte
moralische Grundlage zu schaffen, die die gescheiterte Form der heutigen
Religionen ersetzen müßte.
Beispiel Zarathustra:
Da Zarathustra seinen Anhängern predigte, dass jeder einzelne
mit seinem Denken, Reden und Handeln für sich alleine die
Verantwortung trägt,
konnten die Geistlichen der Bevölkerung
schlecht vorgaukeln, dass sie für das jenseitige Wohlergehen
zuständig seien und je nach Bedarf, das Paradies versprechen
oder mit der Hölle drohen konnten. Wenn schliesslich noch Gotteshäuser
und Altäre als überflüssig angesehen wurden, Gott kann allenfalls
in den Herzen oder im Geiste des Menschen wohnen, aber nicht in den
von Menschen geschaffenen Bauten,
so ist es nicht verwunderlich,
dass der Klerus sich mit der Lehre und Philosophie Zarathustras
nicht abfinden konnte. Nicht nur Unterkünfte und Arbeitsplätze der
Geistlichen waren in Gefahr, sondern auch ihr Wohlstand und ihre
hohe Stellung in der Bevölkerung. Deshalb bemühten sie sich mit
Erfolg darum, dass nach dem Ableben Zarathustras seine Lehre
schnell in Vergessenheit geriet, indem sie vorzarathustrische
Bräuche wieder aufnahmen.
Auch bei Christen und Musliemen spielt der Klerus die gleiche
Rolle und verbiegt den Glauben zu seinem materiellen Gunsten.
Im Koran gibt es keinen "Heiligen Krieg", und im Evangelium
steht nichts von Heiden und Missionarstum bekannter Prägung.

Dies alles wird den Prozess der Evolution
"Bewustwerdung der Materie" nicht aufhalten, da wir vielleicht
nur der momentan beste Träger dieser Weiterentwicklung sind.
Ein Morgen wird es noch ca. 4 milliarden Jahre geben, und damit
noch jede Menge Zeit eine Art entstehen zu lassen die bessere
Voraussetzungen hat als wir, vielleicht sind wir ja "nur der
Neandertaler" des 21. Jahunderts.

@ Basileus
Warum können wir Gott nicht als uns inne und um uns denken, warum müssen wir ihn als Uhrmacher, sie als Weltenlenker, es als Richter und König denken ?
Ist uns diese Denkweise etwa angemessen ?
Nein, aber du könntest auch noch die Antwort schreiben, die du ja kennst. ;)

Don't give up, keep on tracking, alles wird gut.
 
"Warum kann der lebendige Geist dem Geist nicht erscheinen? Spricht
die Seele, so spricht, ach! schon die Seele nicht mehr."
Wobei wir hier sogar noch einen Schritt weiter entfert und beim Schreiben angelangt sind . . .
Dieses Problem gut gemeistert @axn! Danke . . .
 
Das ist bloss ein Gedicht von Schiller, welches mir gut gefällt und sich mit der Problematik der Sprache befasst, welches axn am Anfang seines Posts angesprochen hat. Und bei der Schrift ist dieses Problem ja noch um ein vielfaches grösser als bei der Sprache - doch Axn hat das meiner Ansicht nach gut gemeistert :)
 
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