cameeel
Erfahrenes Mitglied
Ein Freund hat mir ne eMail geschrieben, mit, wie ich finde, sehr interessanten Inhalt.
Was haltet ihr davon?
Panikmache oder ernst zu nehmen?
MfG
cAm3eel
Was haltet ihr davon?
Ich denke schon, dass man das Thema auch Otto Normalverbraucher vermitteln kann, man muss nur den IT-Slang (so weit es geht) weglassen.
Ob nun Panikmache oder nicht, ich denke es ist wie mit der Euro-Einführung. Wenn solch ein gigantischer Prozess erst mal in Gang gekommen ist, ist er nicht mehr zu stoppen und auch nicht mehr reversibel. Wenn der Schaden, der durch Softwarepatente verursacht wurde, voll erkennbar ist, ist es zu spät. Niemand widerspricht der Patentierbarkeit von technischen Erungenschaften, niemand aber würde z.B. die Patentierung von Wörtern aus dem alltäglichen Sprachschatz hinnehmen, oder?
Die weltweite Patentierung von Algorithmen wird immer IT-Grossfirmen und IT-Grosskonzernen vorbehalten bleiben. Und der Trend, nicht durch Arbeit, sondern durch Ab-Zockezum Profit zu kommen, ist ja keine Neuerung, die uns in erstaunen versetzen sollte. Jeder Hausmeister, der an der Börse mit Optionen ‚handelt’, will ohne Arbeit reich werden. Warum denkt man, dass Grosskonzerne, die auf Bergen von Softwarepatenten sitzen, dieses ‚Kapital’ nicht nutzen werden? Öl-Multis nutzen ihr Monopol jedes Jahr, und mehr als Westentaschenrevoluzzerreden hat das auch nie zur Folge...
Es gibt wahrscheinlich tausende von Software-Patente, die entweder schon bestehen, oder die, wenn die Patentierung international 'geregelt' ist, sofort nachgeschoben werden. Als das Thema Softwarepatentierung aufkam, arbeitete ich an einem umfangreichen Lernprogramm, und nach sehr oberflächlicher Recherche habe ich mit diesem Produkt gegen mindestens ein Dutzend Softwarepatente verstossen! Da ich selbständig bin, könnte mich allein schon eine einzige Patentverletzungs-Klage ruinieren. Die Entwicklungsarbeit von über einem Jahr könnte ich möglicherweise in den Wind schreiben. Was solls, ein ALG II-Empfänger mehr oder weniger, wen juckts...
Ich würde das Theme für DAUs z.B. so formulieren:
Es geht uns alle an!
Softwarepatent... Fluch oder Segen?
Wir stehen kurz davor, dass Software patentierbar ist, und wie es den Anschein hat, regt es niemanden auf. Warum auch, betrifft doch niemanden, oder doch?
Warum sich kaum jemand darüber aufregt liegt daran, dass die davon betroffenen die Konsequenzen weder erahnen noch nachvollziehen können. Und die, die davon betroffen sind, sind wir alle, ausnahmslos!
Software-Patentierung kommt der Patentierung von trivialen mathematischen Formeln gleich, mit der Konsequenz, dass jeder, der eine bestimmte mathematische Aufgabe lösen will, eine Abgabe an den Patentinhaber zahlen muss.
Die Konsequenz solcher Patente hätte die Verteuerung jeder mathematischer Berechnung zur Folge, ob es nun eine einfache Buchhaltung, oder eine komplexe technische Berechnung wäre.
Man kann dies – am Beispiel der Mathematik - sicher leicht nachvollziehen. Bei der Software ist dies aber noch weitgreifender und folgenschwerer, aber auch undurchsichtiger, weil sich nur Fachleute in diesem Metier bewegen.
Die vergleichsweise geringen Kosten für die Kommunikation und Präsentation im Internet, beruht darauf, dass das Groh der sog. Internet-Provider, sog. ‚freie’ (‚public Domain’ und / oder GPL) Software benutzen, die im Regelfall kostenlos, oder nur geringe Lizenzkosten verursacht.
Die gesamte Weltwirtschaft ist inzwischen vom Internet abhängig, und eine Verteuerung dieses Mediums käme einer Verzehnfachung von Energiekosten gleich. Die Konsequenz wäre, dass Millionen von Internetbenutzern die Kosten nicht mehr tragen könnten, oder wollten. Abertausende von kleinen Internetprovidern, Programmierern und technischem Personal, wäre von heute auf morgen die Existenzgrundlage entzogen, und das Arbeitslosenheer würde sich vervielfachen.
Warum haben Softwarepatente denn eine solch verheerende Auswirkung?
Es ist bereits heute nicht mehr möglich, Software ohne Patentverletzung zu schreiben!
Zum Teil wurden triviale Routinen, wie z.B. der jedem PC-Benutzer bekannte ‚Fortschrittsbalken’ (progress bar) patentiert. Jeder, der eine Software installiert, kennt den farblichen Balken, der den Fortschritt der Installation anzeigt. Diese Technik wird millionenfach in verschiedensten Programmpaketen verwendet, weil es eine einfach und für jeden verständliche Form der Anzeige eines Prozessverlaufs ist.
Die Patentierung von Software, bzw. von sog. Algorithmen (vergleichsweise mathematische Formeln), liegt aber nicht im Interesse von kleinen Softwareentwicklern, sondern im Interesse von Firmen wie Microsoft, IBM und Co. Kleinfirmen und noch so schlaue Einzelkämpfer haben nicht das Geld, um jede mögliche profitable Programmcode-Sequenz international patentieren zu lassen!
Diese IT-Giganten haben kein Interesse an freier Software, die ihnen Konkurrenz macht, deshalb kaufen diese schon seit über einem Jahrzehnt gezielt Softwarepatente auf, mit dem Ziel, all jenen, die ähnliche oder gleiche Programmteile (Formeln) verwenden, zur Kasse zu bitten, wenn die Patentierbarkeit von Software international „geregelt“ ist. Der Druck auf die EU-Politik - Softwarepatente zuzulassen - erfolgt nicht aus der Ecke der selbständigen Freiberufler, sondern aus der Ecke der Softwaregiganten wie IBM, Siemens usw. Warum wohl?
Nun stellt sich die Frage, welche Auswirkungen hat das auf den Einzelhändler um die Ecke?
Nicht mehr und nicht weniger, als die Verzehnfachung der Energiekosten!
Wer es bis heute noch nicht begriffen haben sollte, die Verzahnung der Märkte ist so fortgeschritten, dass jede Bewegung auf dem globalen Markt, sei es der Geld- oder Rohstoffmarkt, alle industrialisierten Länder nachhaltig beeinflusst. Ein (beinahe) Börsencrash in Tokio hinterlässt international genau so seine Spuren, wie ein (lokaler) Terroranschlag am 9.11. in den USA.
Ein Softwarepatent hat die gleiche Auswirkung, wie die Patentierung wichtiger Worte aus unserer Sprache. Wenn für jedes Schriftstück, welches bestimmte Worte oder Wortkombinationen benutzt, erst Lizenzgebühren an Dutzende von Patenthaltern zu bezahlen wären, würde sich jeder ernsthaft überlegen, ob er einen Vertrag oder ein Buch schreiben soll. Die Konsequenz: Einengung der sprachlichen Freiheit, Reduktion von Schriftstücken und Verteuerung der Schriften, die erstellt werden müssen.
In gleicher Weise greift das Software-Patent in die IT-Landschaft ein, in dem es entweder die Anwendung bestimmter Programmsequenzen ‚verhindert’, oder über Gebühr verteuert.
Das Fatale am Software-Patent aber ist, dass man als Entwickler keine Möglichkeit hat, zu prüfen, welche Programmsequenzen mit Patenten ‚geschützt’ sind. Mit der Konsequenz, dass man mit jedem Werk (Programm) eine ruinöse Klage riskiert!
Ab Beispiel Internet wird das Softwarepatent dazu führen, dass Microsoft und Co. Ihre Patente aus dem Hut zaubern werden, und jeden, der annähernd identische Programmteile (Programmcode) irgendwo verwendet, dazu zwingen, Patentgebühren zu bezahlen.
Wie bereits erwähnt, basiert der Internetboom nicht auf der Innovationsfreude und der Philanthropie von Microsoft und Co., sondern auf den Milliarden von Stunden, die von Freidenkern, wie Linus Thorwald (LINUX), investiert wurden, und die im Regelfall keinerlei Lizenzgebühren für ihre Software verlangen. Ohne die (zum Grossteil) kostenlosen Lizenzen von LINUX, Apache, MySQL, PHP usw. (die Liste ist fast endlos), würde das Internet zusammenbrechen. Und genau dort setzen Leute wie Bill Gates an.
Sobald Softwarepatente greifen, werden all jene, die in Konkurrenz zu den Software-Grosskonzernen stehen, mit Patenklagen und Unterlassungsklagen erstickt. Da es kein Internetprovider mit IBM, Microsoft und deren Finanzkraft aufnehmen kann, werden „alle“ klein beigeben, und ihren Service nur noch auf überteuerte ‚lizenzierte’ Produkte aufbauen, sofern sie dazu in der Lage sind, denn der Grossteil der Internetprovider wird schlicht und ergreifend das Handtuch werfen. Natürlich zur Freude der Softwaregiganten, die dann diesen ‚bereinigten’ Markt über Nacht übernehmen können.
Nun die Antwort; welche Auswirkungen dies auf den Einzelhändler um die Ecke hat.
Zuerst wird die Wirtschaft in ein Loch fallen, als gäbe es von jetzt auf jetzt weder Telefon noch Telefax. Durch den Wegfall tausender Internetprovider, kommt die nationale und die internationale Kommunikation im Internet zum erliegen!
Wenn sich weder Klein- und Grosshändler, noch Klein- und Mittelbetriebe die dann in der Folge quadrierten Internet-Kommunikationskosten leisten können, werden sie, mangels adäquater Kommunikationsmöglichkeit, ihre Produkte nicht mehr verkaufen, und die benötigten Waren, Halbzeuge, und Rohstoffe nicht mehr, oder nur erschwert einkaufen können. Vereinfacht gesagt, ein Desaster!
Millionen von Softwareentwicklern und technisches Personal, welches vom bis dahin ‚Patentfreien’ IT-Markt lebten, stehen vor dem Ruin. Unternehmen, Mittel- und Kleinbetriebe sowie Kommunen (s. München), die Ihre IT-Infrastruktur auf ‚freie’ Software aufgebaut haben, können dicht machen. Selbst wenn sie von der Patent-Mafia generös eine Übergangszeit eingeräumt bekämen, könnten sie – selbst bei moderaten Lizenzkosten - die Umstellungskosten nicht aufbringen. Abertausende Spezialisten müssen umgeschult werden, abertausende PCs und Netzwerke müssen neu aufgebaut werden, abertrausende kostenfreie Softwareprodukte durch kostenpflichtige ersetzt werden, nicht nur ein finanzielles, sondern vor allem ein Mengen- und Zeitproblehm.
Und wer dann glaubt, dass Microsoft, IBM usw. nicht die Gunst der Stunde nutzen wird, um die Lizenzkosten nach deren Vorstellungen anzupassen, der frisst entweder Heu, oder hat das jährliche, im Vergleich harmlose, Benzinpreiskarussell jeden Vorsommer verpennt.
In der Folge wird jeder, der Programme entwickelt, und der unter den bestehenden Bedingungen überlebt hat, sich das Risiko der Patentverletzung teuer bezahlen lassen und nur noch teure Lizenzprodukte verwenden. Die Konsequenz; es wird nur mehr einen Bruchteil von freien und selbständigen Programmierern geben, und die Softwareentwicklung wird (wieder) Unsummen verschlingen.
Die Profiteure sind, wie immer, die Grossen. Der Mittelstand und die Freiberufler bleiben auf der Strecke.
Und was bedeutet das nun alles für Sie?
Wenn Sie morgen mit einem Benzinpreis von EUR 12,- pro Liter ‚leben’ können, bedeuten Softwarepatente für Sie, dass Sie entweder zur Patentmafia gehören, oder so reich sind, dass Sie nichts erschüttern kann.
Wenn Sie zur Kaste „Otto-Normalverbraucher“ gehören, Arbeiter, Angestellter, Freiberufler oder Unternehmer sind, dann betrifft Sie das Thema Softwarepatente genau so, wie eine Verzehnfachung des Benzinpreises von heute auf morgen. Die Zeche - für die Abwesenheit von gesundem Menschenverstand bei unseren Politikern – bezahlen WIR alle, nicht nur die Programmierer.
Wenn Sie das verstanden haben, dann leiten Sie dieses eMail an alle Personen weiter, die Sie (noch) per eMail kostenlos erreichen können.
Und wenn Sie das wirklich verstanden haben, dann gehen Sie ins Internet, und suchen im Web nach „Softwarepatente“ und beteiligen sich am Protest. Machen Sie sich über das Thema schlau und schreiben Sie Ihrem Abgeordneten einen persönlichen und sachlichen Brief zu diesem Thema.
Keine Software-Patente!
Gez. Ron
„Wehret den Anfängen!“ und dies sollte nicht nur nach (verlorenen) Kriegen gelten....
NACHTRAG:
Wer's nicht glaubt... Der Patentierte Europäische Online-Shop:
http://webshop.ffii.org/index.de.html
Panikmache oder ernst zu nehmen?
MfG
cAm3eel