Rodriguez Planet Terror

Stimmt, allerdings wurde auch noch nie ein H.P. Lovecraft mit viel Kapital verfilmt (zumindest fällt mir spontan keiner ein).

Die neueren fehlen mir leider noch, hier mal ein paar Links der letzten Sachen bzw. der noch zu Erscheinenden:

http://imdb.com/title/tt0478988/
http://imdb.com/title/tt1091224/


Allerdings sollte man bedenken, dass noch nie eine Geschichte wirklich 1:1 übernommen wurde, sondern sich die Drehbuchschreiber sehr große Freiheiten genommen haben... Deshalb kann ich die auch nicht wirklich ernst nehmen.
 
Hiermal ein netter Text über den Herrn Weinstein ;)

Der Grindhouse-Münchhausen

Erstaunlich aber wahr, dass eine deutsche Sagengestalt im Jahre 2007 ihre
Auferstehung feiert im unförmigen Körper eines Mafiosi-artigen
amerikanischen Filmproduzenten. Gestatten: Harvey Weinstein,
Reinkarnation des Baron von Münchhausen. Beruf: Lügenbaron (bisweilen
auch Erpresser, Halsabschneider und Filmzerstörer). Sein neuestes Opfer: "Grindhouse".

Es war eigentlich ein bombensicheres Konzept, Tarantinos und Rodriguez'
"Grindhouse", und die Geschichte, wie dieses Konzept dann im Gesicht der
Beteiligten explodierte, ist so wirr wie unnötig. Dabei war doch am Anfang
alles einfach und klar:

"Grindhouse" - zwei der hippsten Regisseure drehen zwei kurze Trashfilme,
die dann als Double Feature im Stil der amerikanischen B-Filmkinos (eben
jene "grindhouses") vergangener Tage zusammen für den Preis eines
Einzelfilms gezeigt werden. Das an sich simple Rezept wurde aber schon im
Nu in Einzelteile zerlegt, seitens der Regisseure und seitens des
Produzenten. Tarantino und Rodriguez wichen schnell von der
ursprünglichen Vorgabe ab, ihren jeweiligen Film in einer guten Stunde
über die Bühne zu bringen, und aus dem Zwei-Stunden-Film wurde (wie
bei Tarantino ja nach den "Kill Bill"-Filmen leider zu erwarten) ein über drei
Stunden langes Epos, was sich später noch als fatal herausstellen sollte.
Fatal war im Voraus bereits Harvey Weinsteins Geschäftsgebaren für die
ausländischen Filmmärkte. In der Branche auch als "Harvey mit den
Scherenhänden" bekannt, weil er ungeachtet künstlerischer Absichten der
Regisseure gerne mal Schneideraum-Massaker anordnet, machte Harvey
seinem Namen wieder alle Ehre, in dem er das "Grindhouse"-Double Feature
für alle nicht-englischsprachigen Länder in zwei separate Teile
schnitt, unter der mehr als absurden Begründung, dass in Europa die Leute
mit einem Double Feature nichts anfangen könnten, weil sie ja keine
"Grindhouse"-Tradition hätten. Abgesehen davon, dass etwa
Großbritannien, auch nicht grade als Mekka der B-Filmkinos bekannt, aus
dieser Weinstein-Logik herausgenommen wurde, stank diese Begründung
natürlich schlimmer als drei Wochen alter Fisch. Das Konzept "Zwei Filme
zum Preis von einem" dürfte, so will man doch meinen, international
verständlich sein. Da roch es also wieder ganz stark nach der Art von
Abzocke, bei der man auch zweimal zahlen durfte, um Bill gekillt zu sehen.

Dummdreist ging Harvey nach den ersten Protesten enttäuschter
Überseefans in die Offensive, indem er den schwarzen Peter erst an die
jeweiligen Verleihfirmen abgeben wollte, die dies angeblich selbstständig
veranlasst hatten. Eine dreiste Lüge, die auch prompt innerhalb kürzester
Zeit enttarnt war. Daraufhin nötigte Harvey Münchhausen seine Regisseure,
die erzwungene Teilung als eigenen Wunsch auszugeben, was ebenfalls
nachweislich gelogen ist, hatten doch beide Regisseure über Wochen
vorher sich ausgiebig über das Konzept ausgelassen und immer betont, das
"Grindhouse" ein Filmprojekt sei.
Dass Tarantino und Rodriguez dann unter Druck einknickten wie die
Knochen ihrer Filmprotagonisten, verweist auch mal wieder auf die Grenzen
der sogenannten "Independent Studios". Denn Independent war etwa
Miramax schon zu Boomzeiten vor einer Dekade längst nicht mehr, und
kreative Freiheit wurde unter der Weinstein-Ägide schon damals zugunsten
des Profits aus dem Fenster geworfen. Dass dies unter dem Mantel der
"Weinstein Bros. Co." nicht besser werden würde, ist da nur folgerichtig.
Aber wer sich als Outlaw und Rebell gegen das System hochstilisiert, wie es
Tarantino und Rodriguez machen, darf ruhig ein bisschen mehr Rückgrat
zeigen. Und zwar das sprichwörtliche, nicht nur das von Autounfällen oder
Zombies freigelegte.

Als reiche ihm der bisherige Eiertanz nicht, ritt sich Harvey auf seiner
Kanonenkugel immer weiter rein. Die nächste Idee, die unruhige
Fangemeinde außerhalb englischsprachiger Territorien zu beruhigen: Ein
Trostpflaster muss her! Wer zweimal zahlt, bekommt dann zumindest
Exklusiv-Material für sein Geld! Die separierten "Grindhouse"-Teile haben
eine etwa 20 Minuten längere Laufzeit, indem das Material aus der
"fehlenden Filmrolle", dank der in der US-Version ein gewollter
Handlungssprung gemacht wird, wiedereingefügt wird.
Schön und gut, aber auch das reichte Harvey Münchhausen noch nicht in
der schier endlosen Reihe peinlicher Rechtfertigungen. Um diesen faulen
Kompromiss weiter zu bewerben, verstieg er sich bei den Filmfestspielen in
Cannes gar zu der Behauptung, diese wieder integrierten 20 Minuten (die
von den Regisseuren zwar gedreht, aber willentlich und absichtlich entfernt
wurden) wären "die Essenz der Filme", die man eigentlich gar nicht hätte
herausnehmen dürfen, um der Integrität des Films nicht zu schaden.
Während Harvey Scherenhand-Opfer auf der ganzen Welt jetzt mal laut
auflachen dürfen, durften sich alle Seiten zumindest kurzzeitig bemogelt
fühlen: Die englischsprachigen Fans, weil ihnen laut Harvey Münchhausen ja
die "Essenz" der Filme vorenthalten wurde, der Rest sowieso, weil sie zwar
die "Essenz" bekommen, aber zweimal zahlen dürfen. Dass das
"Essenz"-Geschwätz natürlich nur Harveys größte Lüge war, zeigt dann das
in "Deathproof" wieder hinein genommene Material, dass im Grunde
genommen Ausschuss ist, den man nicht vermisst hätte und der einen zu
langen Film noch viel länger macht.

Was diesen lachhaften Eiertanz Weinsteins dann aber erst so richtig herrlich
macht, sind die "Grindhouse"-Einspielergebnisse in den USA. Mit lausigen 11
Millionen am Startwochenende und einem blitzartigen Verschwinden aus
den Top Ten ist "Grindhouse" fürchterlich gefloppt - und mit ihm Harveys
Pläne und Rechtfertigungen. Denn man darf hier schadenfroh festhalten,
dass sich die Logik gegen ihren Anwender drehte. Während das ja
durchaus intellektueller an diese Art Experimente herangehende
europäische Publikum wohl positiver reagiert hätte, aber um diese
Erfahrung geprellt wird, war es das amerikanische Publikum, das mit dem
"Grindhouse"-Konzept nichts anfangen konnte: Gerüchte über etliche
Kinogänger, die aus Unwissenheit über die Doppelpackung nach dem ersten
Teil des Double Features (Rodriguez' "Planet Terror") den Saal
verließen und ergo Tarantinos Film gar nicht mehr ansahen, häuften sich,
und außer der Hardcore-Gemeinde schien sich kaum jemand so recht für
das Konzept begeistern zu können.
Wobei man, mit Verlaub, diesen Flop durchaus hätte vorhersehen können.
Denn wenn etwas am von den amerikanischen Jugendlichen der "dating
crowd" beherrschten Markt vorbeiproduziert wurde, dann "Grindhouse".
Diese jungen Leute brauchen schon gute Gründe, um sich dreieinhalb
Stunden in einen Kinosessel zu fläzen, und diese Gründe gibt ihnen
"Grindhouse" schlichtweg nicht.

Und so fliegt Harvey Münchhausen abseits der Realitäten weiter auf der
Kanonenkugel durch abstruse Begründungen, halbherzige
Beschwichtigungen und vor allem dicke fette Lügengebilde. Aber der dicke
fette Flop, für den er ja eine nicht grade kleine Mitverantwortung trägt,
wird ihm trotzdem wehtun. Wie hoffentlich auch der dicke fette Spott der
dem dicken fetten Harvey angesichts seiner desaströsen Werbekampagne
entgegenschlägt, auch von uns hier. Da muss sich jemand jetzt mal auf
seinen dicken fetten Hintern setzen und gründlich nachdenken, damit nicht
das nächste Prestigeprojekt ähnlich den Bach runter geht.
Quelle: http://www.filmszene.de/
 
Allerdings sollte man bedenken, dass noch nie eine Geschichte wirklich 1:1 übernommen wurde, sondern sich die Drehbuchschreiber sehr große Freiheiten genommen haben... Deshalb kann ich die auch nicht wirklich ernst nehmen.

Unmengen an Filmen rühmen sich mit den Worten "by a novel" oder "inspired by" oder oder oder..

Obwohl Lovecraft in Zeiten der CG sehr klar umgesetzt werden könnte, ist es den Produzenten/Drehbüchlern wohl doch nix, eine Story 1:1 umzusetzen, komisch..

mfg chmee
 
Naja, Lovecraft ist auch ein Phänomen.

Er lebt einfach von seiner altertümlichen Art und Weise (die übrigens schon während seiner Lebzeit aufgefallen ist) und von einem Horror, der nur schwer in Bilder gefasst werden kann. Denn die Bilder sind relativ eingeschränkt in der Darstellung von "echten" Gefühlen. Von dem Horror, den Lovecraft immer wieder beschreibt, wenn das alltägliche Leben völlig aus den Fugen gerät und sich in eine Art von Alptraum verwandelt.

Natürlich kann man es auch einfach als Action Film umwandeln. Da gibt es eine Menge Stories, mit denen das ohne Probleme möglich wäre. Aber dann sind sie wieder ein 08/15 Action Film, inspired by Lovecraft. Eben genau wie die meisten Filme schon sind.

Ich halte mich da lieber an die Geschichten und bei Filmen warten ich auf sowas wie "Planet Terror" oder eben Neuromancer (2009).
Der könnte auch ein Renner werden, da die Vorlage sehr gut ist (von William Gibson).
 
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