Hallo!
[...] ein Beratungsgespräch bei der Arbeitsagentur [...]
Wenn ich sowas lese, bekomme ich gleich wieder das ko....
Wir schreiben das Jahr 1995:
Ich war arbeitslos und "durfte" einen immerhin 3-monatigen Kurs "EDV-Fortbildungslehrgang für kaufmännische und verwaltende Berufe" absolvieren.
Auf meinen Einwand dass ich bis dato weder mit kaufmännischen/verwaltenden Berufen noch mit Computern zu tun hatte, meinte das Arbeitsamt zu mir nur "schauen Sie es sich doch zumindest mal an, evtl. ist es ja etwas für Sie".
OK, also habe ich an dem Kurs teilgenommen und auch erfolgreich abgeschlossen.
Aber was mache ich danach? Ich hatte ja keine Kenntnisse über Computer. Folglich hatte ich auch keinen Computer.
Also habe ich mir schon ziemlich zu Anfang des Kurses das Buch "PC aufrüsten und reparieren" von Data Becker zugelegt.
Mit Hilfe dieses Buchs (und praktischen Tests an der EDV-Anlage in den Schulungsräumen

) konnte ich mir so Kenntnisse darüber aneignen wie man ins BIOS kommt, wie man feststellt wie schnell der PC ist, wie gross die Festplatte und der Arbeitsspeicher sind.
So war also der Grundstein gelegt um mir nach dem Kurs einen eigenen PC zu kaufen, um z.b. die Office-Kenntnisse auch nach dem Kurs weiter zu vertiefen und vor allem auch nutzen zu können (z.b. um die gute alte Schreibmaschine in die Ecke zu verbannen und die Briefe künftig auf dem PC zu erstellen

).
Wie man sieht, habe ich in dem Kurs also "Blut geleckt".
Nach dem der Kurs beendet war, hatte ich dann auch einen Termin beim Berufsberater (war damals noch eine eigene Fachabteilung beim Arbeitsamt) bekommen.
Man sollte meinen dass der Berufsberater Ahnung über die Berufe hat, zu denen er einen berät?!
Er hatte mir also eine Umschulung zum Kommunikationselektroniker vorgeschlagen.
Wegen der quasi fehlenden PC-Kenntnisse, und auch "Internet" war damals ein absolutes Fremdwort, konnte ich mich natürlich auch nicht wirklich über den Beruf informieren.
Und da ich mit der Berufsbezeichung nichts anfangen konnte, habe ich mir die Aufgabenbereiche von dem Berufsberater erklären lassen:
Gedächnisprotokoll hat gesagt.:
Sie verbauen Computerkomponenten, erstellen Netzwerke, beraten und betreuen die Kunden.....
Klasse denke ich, dass ist jedenfalls ein Beruf dessen erlernte Kenntnisse man (zumindest auf langfristige Sicht) sogar privat für sich selbst und/oder Freunde nutzen kann.
Also war die Sache beschlossen und die Verträge wurden unterschrieben.
Irgendwann im Sommer 1996 begann dann auch die Umschulung (reguläre Ausbildung von 3 Jahren).
1. Tag: Ösen aus Kupferdraht biegen, 2. Tag: dito, 3. Tag: dito...... nächste Woche: dito.
"Halt, Stopp, was geht denn hier ab?!" ging mir durch den Kopf.
Also habe ich mir den Ausbildungsmeister geschnappt:
Gedächnisprotokoll hat gesagt.:
Ich: Sind wir hier in einer Behindertenwerkstatt? Oder warum müssen wir den ganzen Tag, Tag für Tag immer die gleiche stumpfsinnige Arbeit machen?
Er: Was haben Sie denn erwartet?
Ich: Der Berufsbarater hat gesagt..... bla..... bla..... bla.....
Er: Sie werden während der ganzen Ausbildung nicht ein einziges mal mit Computern zu tun haben.
Hää? Was hat mir der Berufsberater denn da erzählt?
Also bin ich aufgestanden, habe zum Ausbildungsmeister gesagt "dann ist die Sache hier und jetzt für mich erledigt" und bin gegangen.
Die Tatsache dass andere Azubis ebenfalls aufgestanden und gegangen sind

, lässt mich doch sehr stark vermuten dass es Methode vom Arbeitsamt ist die Arbeitslosen bewusst falsch zu "beraten", nur damit sie "weg von der Strasse" sind.
Und um nochmal auf o.g. EDV-Kurs zurück zu kommen:
Er hat mir etwas gebracht: ohne Ihn würde ich meine Briefe heute wohl noch immer auf der Schreibmaschine tippen.

Auch würde ich sicherlich nicht in irgend so einem "blöden Forum" abhängen.

Von der Informationsflut via Google, Wikipedia und Co. mal ganz zu schweigen.
Auch hat der EDV-Kurs meinem Vater (seinerzeit selbsständiger Buchdruckermeister) etwas gebracht: bis dato hatte er nur Mac-Computer und immer Probleme mit der Datenübernahme von Kunden, die ihre Daten z.B. auf einem Amiga erstellt haben.
Also wurde nun, wo ja jemand mit "Ahnung" in der Familie existiert, ein Windows-PC samt div. Software angeschaft.
Ich war dann dafür zuständig den ganzen Kram zu installieren und meinem Vater die Bedienung eines Windows-PCs zu erklären.
Zusammen mit seiner Erfahrung aus der Mac-Welt (z.b. über die Erstellung von PostScript-Dateien), hat dann mit der Zeit immer mehr dazu geführt dass es bei der Datenübernahme immer weniger Probleme gab.
Beruflich, hat mir der EDV-Kurs bis heute allerdings genau null, nix, nada gebracht.
Fazit:
Der EDV-Kurs war privat keine falsche Entscheidung.
Hätte er mir allerdings nur beruflich etwas bringen sollen, dann hätte ich diese 3 Monate ganz bestimmt bereut.
Wie man der doch etwas längeren Geschichte aus meinen persönlichen Erfahrung zum Thema "Beratung durch das Arbeitsamt" entnehmen kann, sollte man niemals den Aussagen des Arbeitsamtes trauen.
Zum eigentlich Thema:
Du sagst dass Dein Kumpel Kenntnisse in C++ und Serveradministration hat.
Sorry, aber ich glaube nicht dass ein Zertifikat aus einem (ggf. mehrmonatigen) Kurs durch das Arbeitsamt (z.b. bei der Dekra, DAA usw.) da viel bringen wird.
Bei z.b. einem MSCA-Zertifikat, könnte die Sache schon wieder anders aussehen.
Meiner Meinung nach haben Kurse durch das Arbeitsamt auch einen bitteren Beigeschmack:
Jeder Arbeitgeber weiss dass Arbeitlose, die einen Kurs ablehnen, sanktioniert werden.
Also MÜSSEN sie am Kurs teilnehmen (wer kann es sich schon erlauben auf das Geld, von dem man leben soll, zu verzichten).
Im Umkehrschluss bedeutet es natürlich auch dass garkeine persönliche Interesse an dem Kurs bestanden haben könnte.
Und schon ist so ein "Zertifikat" (sofern es sich wirklich um ein Zertifikat handelt, das Arbeitsamt bezeichnet auch Teilnahmebescheinigungen gerne als "Zertifikat") nicht mehr viel wert.
Und wenn sich das "Zertifikat" tatsächlich nur als Teilnahmebescheinigung entpuppen sollte, dann sagt es nichtmal etwas über den Kenntnisstand aus..... sondern bescheinigt lediglich dass man beim Kurs anwesend war (zumindest Physisch

).
Da einem das Arbeitsamt ja viel erzählt wenn der Tag lang ist, sollte Dein Kumpel sich den Kursinhalt (zumindest in groben Anhaltspunkten mit dem dazugehörigen Zeitrahmen), das Ziel und natürlich auch die Abschlussart SCHRIFTLICH geben lassen.
Andernfalls wird ihm das Arbeitsamt auf der Nase rumtanzen und sich die Sache so hindrehen wie es ihnen gefällt.
Der Kursinhalt (vgl. Lehrplan) sollte eigentlich feststehen, das Ziel dürfte die Zuführung auf den 1. Arbeitsmarkt sein, die Abschlussart (vgl. Gesellenbrief) sollte eigentlich auch feststehen.
Also alles ganz normale Bedingungen.
Wenn sich da das Arbeitsamt sträubt dieses schriftlich zu bestätigen, dann sollten alle Alarmglocken laut durchs ganze Arbeitsamtgebäude schrillen.
Gruss Dr Dau
PS: sooooo viel Text, ich verzichte einfach mal auf die Kontrolle nach "Rächtschraibpfählern".
