Providerwechsel: Wie zügelt man Email-Adressen korrekt?

matthiasschnueriger

Erfahrenes Mitglied
Eine von mir betreute Website steht vor einem Providerwechsel. Die Website an sich bereitet mir keine Probleme, aber ich mache mir Gedanken bezüglich dem Wechsel der Email-Adressen.

Und zwar stehe ich vor folgenden Problemen:
1) Es darf kein Mail verloren gehen
2) Die Mails vom alten Server müssen auf den neuen (Es gibt keinen Email-Client, der Kunde ruft die Mails per Webmail ab)

Ich habe mir dazu mal Gedanken gemacht und würde die Sache so angehen:

Ein paar Tage vor der Umstellung:
- Einrichten eines Freemail-Kontos (z.B. Gmail) als Übergangskonto
- Weiterleitung der neuen Email-Konten auf das Übergangskonto (Gmail)
- DNS-Zonefile alter Provider: Gültigkeitsdauer (TTL) verkürzen (auf wieviel?)

Umstellung an sich:

1) Weiterleitung aller alten Email-Konten auf Übergangskonto (Gmail)
2) Download Mails aller alten Email-Konten in lokalen Ordner von Thunderbird
3) Nameserver-Wechsel beim Registrar
4) DNS-Zonefile alter Provider: IP auf jene des neuen Providers ändern
5) Warten bis die neue Website erreichbar ist
6) Upload Mails aller lokalen Emails (Thunderbird) auf den neuen Server
7) Weiterleitung auf den neuen Emailadressen rausnehmen

Ist das ein vorstellbares, funktionierendes Vorgehen? Habe ich etwas vergessen? Gibt es Hürden?

Ich würde mich über die Antwort eines Profis freuen.

Gruss
Matthias
 
Hi,

vorab: Ich bin kein Profi, habe aber selber ein paar Domains mit meinen eigenen Mail- und Nameservern, also schon Erfahrung damit. Trotzdem alle Angaben ohne Gewähr :)

würde das ganze nicht so kompliziert machen...
- sag deinen Kunden, dass ein Serverumzug statt findet, und es zu Störungen im E-Mail Verkehr am Wochenende geben kann
- Konfiguriere den Mailserver am neuen Server, so dass dieser die Mails lokal schon mal speichert und für die Zone zuständig fühlt
- schreibe in der Nacht von Freitag auf Samstag deine Zonefile um, so dass als neuer primärer MX dein neuer Server steht, lasse den alten aber als Backup-MX drin (z.B. mit der Prio 99).
- Richte den alten Server so ein, dass alle ankommenden Mails an den neuen relayed werden
- Kopiere die Mails vom alten auf den neuen Server, z.B. mit scp (Nachtrag: Hier kommt es natürlich darauf an, wie deine Mails lokal gespeichert werden. Beispiel: Wenn alle Mails in einer Date gespeichert werden, dann geht das so natürlich nicht, da du damit evtl zwischenzeitlich angekommene Mails überschreibst. Wird allerdings für jede Mail ne extra Datei angelegt, dann gibts damit keine Probleme. Stichworte: maildir, mbox, dbox...)
- Ziehe alles andere, notwendige um
- In der Nacht vom Sonntag auf Montag kannst dann den Backup MX-Record des alten Servers löschen

Erstelle dir am Besten einen Plan, wann du wo was machst. Wie gesagt, die obige Stichpunkt-Liste wäre so mein Ansatz das ganze zu lösen. Kommt natürlich auch darauf an, wie gut du dich mit der Konfiguration deiner Mailserver auskennst ;)


// Nachtrag2:
Den Nameserverwechsel beim Registrar kannst du eigentlich dann jederzeit machen. Achte nur darauf, dass auf allen Nameservern die gleichen Daten vorhanden sind, dann wird ein Wechsel gar nicht auffallen :)

Gruß
BK
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo BK

Danke für die Antwort. Leider ist es eine Website Restaurants und dieses hat 7 Tage pro Woche geöffnet. Störungen/Ausfälle im E-Mail Verkehr sind deshalb keine Option.

Leider bin ich überhaupt nicht geübt mit Zonefile-Konfigurationen so wie du diese beschreibst. Zudem komme ich nicht an das Zonefile auf dem neuen Server ran, da dies vom Provider erstellt wird.

Sowieso denke ich ist es wichtig, dass ich verstehe was ich mache. Und das wäre bei meinem Vorschlag der Fall. Deshalb trotzdem nochmals meine Frage: Funktioniert mein (unprofessionelles, kompliziertes) Vorgehen auch?

Gruss
Matthias
 
Guten Morgen,

also wenn ich jetz mal unsere beiden Vorgehensweisen vergleiche, sind viele Paralelen zu erkennen.
Im Prinzip machst du fast das selbe, nur nicht mit dem Zwischenschritt, dass du eventuell vertrauliche Mails auslagerst und diese immer in deiner Hand bleiben.

Die Nachricht, dass es zu Störungen kommen könnte würd ich auf alle Fälle schreiben. Es ist zwar unwahrscheinlich, aber wenn was passiert, dann wissen dein(e) Kunde(n) Bescheid und rennen dir nicht gleich die Bude ein. Wenn ich mein Vorgehen so durchspiele und die möglichen Probleme betrachte, dann kann dort zu 99% keine Mail verloren gehen. Ausser du baust gut gesagt "Mist" und brauchst lange um das Problem dann zu beheben.

Bei Mails ist es so, dass diese beim Absender-Mailserver eine bestimmte Zeit gespeichert werden, falls diese nicht zugestellt werden können und dann nochmals versucht werden. Somit kann eine Mail auch mal 1-2 Tage (je nach Einstellung) beim Absender rumliegen, bevor diese dann ausgeliefert wird. Voraussetzung ist natürlich, dass der Mailserver bei einem gescheiterten Zustellungsversuch eine 4xx Meldung liefert (quasi "try again later") und keine 5xx Meldung. Wie du das einstellen kannst, hängt von dem Mailserver ab. Beim Postfix nennt sich die Einstellung zum Beispiel soft_bounce.

Der Umzug der Webseite kann auch später geschehen, wichtig für die Mails ist alleine der MX-Eintrag in der Zone. So kannst du zum Beispiel Mail- und Webserver trennen.

Von einem Down- und Upload der Mails via Thunderbird würde ich jetzt aber mal abraten.
1. Rechtlich gesehen hast du kein Recht, dir die Mails anzuschauen. Das kopieren auf die lokale Festplatte würde ich als rechtlicher Laie auch schon problematisch sehen
2. Je mehr Mailkonten du auf dem Server hast, desto öfters musst du diese Prozedur durchführen (wegen der Zugriffsrechte)
3. Je nach Masse und Größe der Mails kann das sehr lange dauern, abhängig von deiner Bandbreite. Passiert bei der Übertragung ein Fehler, dann ist die Mail verloren...

Wie gesagt, würde das ganze per scp direkt von einem auf den anderen Server kopieren. Das kannst du natürlich auch etwas verfeinern, indem du zum Beispiel alle Mails erst in ein tgz verpackst, eine Prüfsumme erstellst (sha1sum), rüberkopierst und dort die Prüfsumme vergleichst. Somit kannst du sicher sein, dass die Mails alle ohne Fehler kopiert wurden. Auf dem anderen Server kannst dann das Archiv wieder entpacken. Das geht (je nach Serveranbindung) ziemlich schnell, meine sind zum Beispiel mit 100 MBit am Netz, das heißt ~12 MB/s. Im Gegensatz dazu hat meine Heimleitung "nur" einen Upload von 1 MBit/s.

Übrigens, was ich vergessen hab... Denk auch daran, auf dem neuen Server auch die Benutzerkonten einzurichten die Mails empfangen können :) Sonst lehnt dir der neue Mailserver alle ankommenden Mails mit der Meldung "recipient unkown" ab...

Ich würde mir bei dem ganzen Umzug an deiner Stelle von einem erfahrenen Administrator helfen lassen. Da du dir anscheinend nicht ganz sicher bist, was du da zu tun hast, dann kann das ganz schnell ins Auge gehen. Vorallem wenn dann mitten drin ein Problem auftaucht und du keine Ahnung hast, was da jetz genau passiert ist. Dann geht der Puls auf 180 und dann wirds noch schwerer die Lösung zu finden... Wie du schon gesagt hast, es ist wichtig, dass du verstehst, was du da genau machst. Deine Vorgaben (dass keine Mails verloren gehen) lassen nicht viel Spielraum für Fehler.

Am Besten du schreibst dir nen genauen Plan, wann du was umziehst und welche Befehle du dafür ausführen musst. Um das ganze nicht gleich am Livesystem zu machen würde ich mir erstmal eine VM bei dir am PC einrichten und dort mal die nicht kritischen Befehle durchprobieren und das Szenario so weit wie möglich durchzuspielen. Alles genau aufschreiben und dann auch testen ob es funktioniert (soweit natürlich möglich).

Somit gehst du nicht völlig blind in die Umstellung rein und kannst das ganze mit mehr Selbstvertrauen machen :)

Soweit mal noch ein paar Anmerkungen, hoffe mein halber Roman es ist nicht zu wild durcheinander geschrieben ;)

Gruß
BK
 
Hallo BK

Danke für deine aufschlussreichen Antworten.
Ein Parameter hat sich inzwischen geändert. Und zwar habe ich heute morgen die Infrastruktur vor Ort angeschaut. Der Kunde lädt die Mails also doch über POP3 in sein Outlook und belässt diese gar nicht auf dem Server.
Damit erleichtert sich mein Problem ungemein und ich werde einfach die Konfigurationsdaten des neuen Email-Kontos im Outlook hinterlegen.
Nach meinem Verständnis kommen die Mails dann bis zum DNS-Wechsel ins alte Postfach und ab dem DNS-Wechsel ins neue Postfach. Da ja die Postein- und ausgangsserver auf den Provider und nicht auf die Domain lauten (pop.provider.com und smtp.provider.com) wird das alte Konto ja auch nach dem DNS-Wechsel noch funktionieren.

Danke nochmals für deine ausführlichen Erläuterungen!

Matthias
 
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